Heimatprimiz von Pater Murezi Casanova in Cumbel

Mit zahlreichen Gästen, Familie, Freunden und Weggefährten hat Pater Murezi Casanova in der Kirche Sogn Stiafen in Cumbel heute seine Heimatprimiz gefeiert. Die Predigt hielt Pater Benedict Arpagaus aus dem Kloster Einsiedeln.

Er nahm dabei Bezug auf die Ausbildung Pater Murezis zum Gärtner, die er nach der Primarschule in Cuschnaus und der Oberstufe in Vella in Ilanz und Rorschach SG absolviert hatte. Die Grüsse seines Heimatortes überbrachte Alexander Casanova, Präsident der Pfarrei. Als Geschenk gab er Pater Murezi eine Kerze mit auf den Weg zurück nach Disentis.

Begleitet wurde Pater Murezi in Cumbel von Abt Vigeli Monn und Pater Columban Züger. An der Messe nahm ausserdem Pfarrer Sur Dirk Jasinski von der Gemeinde in Cumbel teil.

Pater Murezi war am 12. April im Kloster Disentis zum Priester geweiht worden. Er ist damit knapp 29 Jahre nach der Priesterweihe des amtierenden Abts wieder der erste Neupriester mit rätoromanischer Muttersprache. Abt Vigeli wurde am 26. August 1995 von Weihbischof Amédée Grab OSB ordiniert. Seine Klosterprimiz feierte er damals am 3. September, die Heimatprimiz in Sedrun am 10. September. Pater Murezi hatte seine Klosterprimiz am 14. April gehalten.

Heute genoss der 28-Jährige die Feier in seiner Heimat. Vor der Messe wurde er im Rahmen einer kleinen Prozession von seinem Elternhaus unweit der Kirche St. Stephan abgeholt. «Es war ein schönes Fest zu Hause in der Heimat mit Freunden und der Familie», so Pater Murezi. «Ganz besonders hat mir die Predigt von Pater Benedict gefallen. Er hat über die erste Spiritualität als Mönch gesprochen, und das kann ich nur unterstreichen.» Auch die vielen Begegnungen mit alten Freunden und Bekannten hätten ihn berührt, so Pater Murezi. «Es ist schön zu wissen und zu spüren, wie viele ihre Dankbarkeit und Freude ausdrücken, dass es einen neuen Pater gibt.»

 

Hier finden Sie die Predigt von Pater Benedict Arpagaus zur Heimatprimiz von Pater Murezi in voller Länge:

Car pader Murezi, jeu engraziel a ti per tiu invit a caschun da tia Messa nuviala cheu a Cumbel! Veramein ina gronda honur era per mei. Sco ti sundel era jeu burgheis da Cumbel, dalla Val Lumnezia.

Jeu hai legiu ella cronica da Cumbel che 1876 ha giu liug ina Messa nuviala d’in sacerdot diocesan che ei naschius e carschius cheu a Cumbel: Murezi Elvedi. Dapi lu, pli bia che 100 onns neginas Messas nuvialas. Lu, 2009, la celebraziun da mia Messa nuviala a Cumbel. Ed ussa, Dieus seigi ludaus, havein nus buca stuiu spitgar 100 onns. Oz ei tia gronda fiasta da Messa nuviala, pader Murezi. Ed il secund benedictin. E gest quei vegn a restar tia emprema clamada, conventual benedictin dalla claustra da Mustér. Quei ei tiu fundament spiritual, tia fuorma da veta, tia risposta persunala da suondar Niessegner Jesus Christus. Mobein ussa eis ti era sacerdot, ina clamada supplementara che pretenda da tei : viver il survetsch da pastur.

Lieber P. Murezi, du bist und bleibst zuerst Mönch. Das benediktinische Mönchtum ist deine christliche Wahlheimat, deine spirituelle Ausrichtung, um deinem Christsein Gestalt zu geben. Der Mönch versteht sich als Gottsuchender, der inmitten des Alltags und seiner Ereignisse, in den Geschehnissen der Welt Gottes Gegenwart zu verstehen sucht und jederzeit und an jedem Ort damit rechnet, IHM unverhofft begegnen zu können (vgl. RB 19,1). Aus dieser Grundhaltung heraus möchtest du im Geiste des Evangeliums leben und dich formen lassen gemäss der alten Gebetsformulierung: „Jesus, bilde mein Herz nach Deinem Herzen.“ Du wirst dich darin ein Leben lang üben dürfen. Wir alle.

Die Berufung zum Diakon und zum Priester sind keine Lebensform wie das Mönchtum, sondern ein konkreter Dienst. Du stehst im Dienste der Kirche Jesu Christi. Das eine baut auf dem anderen auf, ohne das Vorausgegangene aufzuheben. Du bleibst Mönch: ein Gottsuchender. Du bleibst Diakon: ein „Diener“ – nicht „Herr“! Ein Diener des Evangeliums innerhalb der Versammlung der Gläubigen, Diener des Lebens, der Freude und des Heils, die aus Gott strömen. Du bist Jesu Instrument der göttlichen Liebe, du bist Jesu Werkzeug des göttlichen Friedens, du bist Jesu Wort und Hand der göttlichen Barmherzigkeit. Als Priester wird dieser Dienst verdichtet: Du sollst Diener sein gleich einem Hirten. Nun, der Hirte ist heute noch ein vertrautes Urbild für uns. Derjenige, der seine Schafe leitet und begleitet, schützt, nährt und pflegt, vorausschauend plant, das Verirrte sucht und heimholt.

Eine gute Voraussetzung hierfür bringst du mit, lieber P. Murezi. Du warst zwar kein Hirte von Beruf, aber Gärtner. Gärtner sind wie Hirten Menschen der Erde. Du bist ein bodenständiger Handwerker. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um dem Priesteramt gerecht zu werden: geerdet sein, nicht abgehoben, nicht über die Köpfe der Mitchristen hinweg sprechen und wirken, sondern mit beiden Füssen auf dem Boden stehend, mit ihnen auf Augenhöhe verbunden, sie achten und hören.

Da du dich nach wie vor als Gottsuchender verstehst, vermagst du den suchenden Frauen und Männern, die dir anvertraut sein werden, auf Augenhöhe zu begegnen und sie weise und einfühlsam zu begleiten, sie auf ihrem Weg der eignen Gottsuche zu ermutigen, sie einzuladen, die kostbarste Freundschaft zu pflegen, die Gottesbeziehung. Dass diese Freundschaft mit Christus wahrhaft kostbar ist und im Leben nährt und trägt, das hast du in deinem Leben mit Sicherheit erfahren, sonst hättest du dich nicht auf diesen Weg eingelassen. Weil du als Gärtner um die Erdbeschaffenheit weisst und dich als Mönch dem Himmel zuwendest, wirst du ein guter Hirte sein. Du bist kein Theoretiker, sondern ein Praktiker. Du weisst um Möglichkeiten, Begrenzungen und Notwendigkeiten. So wirst du die dir anvertrauten Menschen weder überfordern noch unterfordern, sie vielmehr besonnen und achtsam begleiten, manchmal auch verantwortungsvolle Führung übernehmen und dich bemühen, den Einzelnen der Herde gerecht zu werden, stets Jesu Wort im Herzen tragend: „(…) Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40). Auch darin wirst du dich ein Leben lang üben dürfen. Wir alle.

Im Spruch, bzw. im biblischen Bild, welches du für deine Weihe und Primiz gewählt hast, kommt uns der auferstandene Christus entgegen, offenbar so, dass Maria von Magdala ernsthaft meint, es handle sich um den Gärtner. Für mich hat diese Situation eine humorvolle Note und zeigt zugleich die Konsequenz der Vorgeschichte: Jesus, der Sohn des lebendigen Gottes, zuerst unter besonderen Umständen geboren in einer einfachen Krippe und nicht in einem Palast, zieht am Ende seines irdischen Lebens auf einem Esel in Jerusalem ein und nicht auf einem Pferd mit Rüstung und Schwert, jegliche Gewalt lehnt ER ab, ER stirbt am Kreuz wie ein Schwerstverbrecher, selbst als Auferstandener erscheint ER nicht als Triumphator, sondern wie ein Gärtner; als einer, der sich für das Leben einsetzt und dessen Wachstum. Der Garten ist ein Ort der Musse, der Ruhe, der Kreativität und des vielfältigen Lebens. Er spiegelt die Seele seines Gärtners, wie ein Zimmer die Seele seines Bewohners spiegelt. Der Garten ist ein Ort der Inspiration und Meditation. Doch es steckt viel Arbeit darin und viele Mühen, manche Misserfolge sind zu verkraften, um genussvollen Ertrag und Schönheit dankbar geniessen zu können. Was auch jeder Bauer kennt, darum weiss auch der Gärtner: es geht nicht ohne Mühe und Arbeit, aber das Wesentliche geschieht dann doch einfach so, im Stillen, im Verborgenen, nämlich das Keimen und Wachsen, das Erblühen und die Frucht. Es ein Wunder der Schöpferkraft, der Schöpferkraft Gottes. Von dir ist Arbeit verlangt, manche Mühe gefordert, dein Beitrag ist gefragt und notwendig. Ein humorvoller Gärtnerspruch drückt es so aus: „Gartenarbeit: Der beste Weg, um Sonnenbrand und Muskelschmerzen zu bekommen, ohne zum Strand zu gehen.“ Doch das Wesentliche, nämlich das Erblühen und Wachsen und Gedeihen der Seelengärten, geschieht ohne Dein Zutun. Es ist stets die Gnade, die Gnade Gottes, die das bewirkt und vollbringt. Du darfst zu gegebener Zeit auch „sein lassen“ und geschehen lassen, vertrauend, dass Gott die Wunder vollbringt. „Gott allein vermag das Unmögliche! Er lädt dich aber ein, das Mögliche zu tun. Gott allein genügt sich selbst! Aber Er zieht es vor, auf dich zu zählen“ (Gebet aus Brasilien). Auf uns alle.

Ein anderer Gärtnerspruch lautet: „Gärtnern ist Liebe, die in die Erde gesät wird.“ Das gilt erst recht für deinen Hirtendienst: Seelsorge ist Liebe, die in die Seelen gesät wird, damit sie aufatmen, aufleben, erblühen, wachsen und reiche Frucht bringen zur Ehre Gottes. Und „die Ehre Gottes“ wiederum, das ist nicht der gebückte und verkümmerte Mensch, nein, „das ist der lebendige Mensch“, äusserte der um das Jahr 200 verstorbene heilige Kirchenvater Irenäus von Lyon. Dahin geht dein Hirtendienst, lieber P. Murezi. Unser aller Dienst.

Nicht selten wirst du den Eindruck gewinnen, dass alle Mühe nichts bringt, wie es ein weiterer Gärtnerspruch in Worte fasst: „Im Garten arbeite ich stundenlang – und die Pflanzen tun so, als wäre nichts passiert.“ Lass dich niemals täuschen! Gerade dann, wenn es still und ruhig scheint, wenn man von aussen nichts sieht, wenn man den Dingen und den Menschen Ruhe lässt und Zeit gibt, vollziehen sich wundersame Veränderungen. Der Garten hat dich Geduld gelehrt. Deine Gartenerfahrung bewahrt dich vor allzu grossen Enttäuschungen im Hirtendienst, gemäss dem Gärtnerspruch „Der Garten ist ein Lehrer über das Wachsen und Vergehen, Hoffen und Loslassen.“ Du hast nicht alles in Händen. Niemand von uns.
Bleiben wir zum Schluss bei der Frage Jesu: „Wen suchst du?“ Maria von Magdala sucht den, den ihre Seele liebt. Sie liebt IHN, weil sie durch IHN die Fülle des Lebens und der Liebe erfahren hat. Jesus hat sie erfahren lassen, dass sie kostbar ist, eine geliebte Tochter Gottes. Jesus hat ihr Wertschätzung und Wohlwollen entgegengebracht. ER hat sie aufgerichtet und beim Namen gerufen. Durch Jesus hat Maria von Magdala erfahren, wie Gott ist: nämlich Liebe, Erbarmen, heilsame Kraft und Friede. Bei IHM fühlt sie sich angekommen und angenommen. Jesus ist für sie die Quelle des Lebens und der Freude. Kein Wunder, dass sie IHN festhalten möchte. Doch in diesem Leben geht das nicht. IHN festhalten, greifen und begreifen können, IHN erkennen, sehen und verstehen können, wie ER wirklich ist, das wird erst sein, wenn wir nach der Auferstehung, jenseits von Zeit und Raum, in das Ewige Licht eingehen (vgl. 1 Joh 3,2). Es ist die Aufgabe aller Christen und Christinnen, und deine Aufgabe im Besonderen, P. Murezi, die Mitmenschen das verstehen und erfahren lassen, was Jesus Maria von Magdala hat verstehen und erfahren lassen: Du bist nicht allein, da ist Jesus Christus, der Auferstandene, der für uns Mensch geworden, den Weg eines Menschen gegangen ist, in allem uns gleich (vgl. Phil 2,7), ausser der Sünde (vgl. 1 Petr 2,22; Hebr 4,15), für uns eingetreten bis zum Äussersten, bis ans Kreuz – einem guten Hirten gleich, der für sein Herde sein eigenes Leben hingibt (vgl. Joh 10,15b) –, der durch Kreuz und Auferstehung endgültig bezeugt: Es gibt nur eine wahre Macht, Gottes Liebe, die selbst die todbringenden Kräfte verwandelt zu neuem Leben, die alles neu schafft und alles gut macht, bei dir, bei mir, bei uns allen, weil ER uns liebt, uns kennt und beim Namen nennt. Jesus hat Maria verstehen lassen: Ich bin einer von euch, für dich, für euch. Jesu Botschaft darin: Ich liebe dich, ich liebe euch und deshalb werdet ihr nicht sterben und niemals ins Nichts fallen. Jesu Wort an dich, an uns alle: Ich liebe dich, das heisst, ich will, dass du lebst! Darum suchte IHN Maria von Magdala. Darum suchen wir IHN inmitten von Dunkelheit und Leid dieser zerrütteten Welt, vertrauend, dass ER da ist, heute, hier und jetzt, uns aufleuchtet, da ER uns beim Namen ruft. Lass die Menschen das erfahren, P. Murezi! Das ist eine deiner wichtigsten Aufgaben. Die Aufgabe eines guten Hirten. Und es ist unser aller Aufgabe.

La veta resta in viadi plein surpresas. La veta ei la scola propria e quest mund ei la casa da scola. Ei dat biaras lecziuns da emprender, mobein ina lecziun ei la pli impurtonta: crescher en carezia, en pasch ed en misericordia. E nus vegnin a haver bien success, sche nus tenin la disciplina quotidiana da mirar EL, tedlar EL, suondar EL entochen nus fagein part dalla veta perpetna, dalla veta en abundonza, «nua nus vegnin a veser EL sco el ei» (1 Joh 3,2d). Amen.

Sie möchten mehr aktuelle Informationen aus dem Kloster Disentis? Diese liefern wir Ihnen gerne einmal im Monat in Ihr Postfach – natürlich kostenlos. Hier können Sie e-DISENTIS bestellen, Termine, Nachrichten und Neuigkeiten aus dem Kloster Disentis, zum Hotel Kloster Disentis sowie zum Gymnasium & Internat Kloster Disentis und seinen Alumni.

Mehr Informationen zum Kloster Disentis finden Sie auch auf unseren Social-Media-Kanälen bei Instagram, Facebook und LinkedIn.

 Instagram Kloster DisentisFacebook Kloster DisentisLinkedin Kloster Disentis

Wir verwenden Cookies und Google Analytics, damit wir unsere Internetseite laufend verbessern und Sie bestmöglich mit Informationen versorgen können. Durch die weitere Nutzung der Internetseite erklären Sie sich mit der Verwendung der oben genannten Dienste einverstanden. Weitere Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.