Bruder Murezi Casanova zum Priester geweiht

Mit zahlreichen Gästen und Bischof Joseph Maria Bonnemain haben wir heute die Priesterweihe von Pater Murezi Casanova gefeiert. Seine Klosterprimiz hält Pater Murezi am Sonntag, 14. April, in der Messe um 10.30 Uhr, seine Heimatprimiz am Sonntag, 21. April, um 10 Uhr in Cumbel.

«Und sie liessen nicht ab, Tag für Tag im Tempel und in den Häusern zu lehren, und verkündeten das Evangelium von Jesus, dem Christus», zitierte Bischof Joseph Maria Bonnemain in seiner Festpredigt aus der Apostelgeschichte und ergänzte: «Die Lage damals war nicht einfacher für die Botschaft des Evangeliums als heute, aber sie waren – getragen vom Heiligen Geist – restlos davon überzeugt, das weiterzugeben, was das menschliche Herz im Tiefsten sehnsüchtig erwartet.  D - deswegen liessen sie nicht davon ab.»

Gott brauche, so der Bischof, unbedingt Menschen, die bereit sind, Tag für Tag die Frohbotschaft zu verkünden. «Dies nicht als Besserwisser, als Vorträger von Theorien, sondern Menschen, die dies mit dem eigenen Leben glaubwürdig vorleben, darstellen und widerspiegeln.»

«Alle Sorgen und Nöte, Hoffnungen und Freuden der Menschen sind zutiefst auch die unseren», so der Bischof dem neuen Priester zugewandt. Dies dürfe aber nicht zu Ohnmachtsgefühlen führen. «Wenn wir unsere Hinfälligkeit, unsere Fehler und Schwächen vor Augen haben, könnten wir zum Schluss kommen, nicht auf der Höhe zu sein oder es mit einer Utopie zu tun zu haben. Das Evangelium der wunderbaren Brotvermehrung zeigt uns, wie wir aus diesem Engpass herausfinden.»

«Die Welt braucht Priester», so der Bischof.

Bruder Murezi ist seit der Priesterweihe von Abt Vigeli Monn am 26. August 1995 wieder der erste Neupriester mit rätoromanischer Muttersprache. Der 28-Jährige besuchte die Primarschule in Cuschnaus und die Oberstufe in Vella und trat nach einer Ausbildung zum Landschaftsgärtner in Ilanz und Rorschach SG sowie dem Militärdienst 2016 ins Kloster ein.

In Disentis ist Pater Murezi unter anderem sehr in der Jugendarbeit, zum Beispiel beim Praisegod, engagiert. «Mein Wunsch ist es, die Kraft und Hoffnung, die ich aus dem Glauben schöpfen darf, anderen Menschen zugänglich zu machen», so der neue Priester.

Die letzte Priesterweihe im Kloster Disentis war am 7. Dezember 2018 die Feier für und mit Pater Paul Tobler, der damals in der Kirche Sogn Gions ordiniert wurde.

 


Hier finden Sie die Predigt von Bischof Joseph Maria Bonnemain zur Priesterweihe von Pater Murezi in voller Länge:

Lieber Abt Vigeli
Lieber Diakon Murezi
Liebe Mitbrüder
Liebe Schwestern und Brüder

Aus der Apostelgeschichte haben wir vorher erfahren, welches die Haltung und das Vorgehen der Apostel und überhaupt der Christen am Anfang der Kirche war. Es heisst: «Und sie liessen nicht ab, Tag für Tag im Tempel und in den Häusern zu lehren, und verkündeten das Evangelium von Jesus, dem Christus». Die Lage damals war nicht einfacher für die Botschaft des Evangeliums als heute, aber sie waren – getragen vom Heiligen Geist – restlos davon überzeugt, das weiterzugeben, was das menschliche Herz im Tiefsten sehnsüchtig erwartet. Deswegen liessen sie nicht davon ab.

Lieber Bruder Murezi, wie wird dein Leben als Priester ab heute aussehen? Warum wirst du heute Priester? Gott braucht unbedingt Menschen, die bereit sind, Tag für Tag die Frohbotschaft zu verkünden, dies nicht als Besserwisser, als Vorträger von Theorien, sondern Menschen, die dies mit dem eigenen Leben glaubwürdig vorleben, darstellen und widerspiegeln. Es geht um eine Lebensaufgabe, um eine Lebensform. Dein heutiges Ja wird seinen vollen Sinn entfalten, wenn du Tag für Tag ja sagst, Evangelium für die Welt zu sein, in der Welt zu sein und mit der Welt zu sein. Die wirksame Verkündigung des Evangeliums besteht darin, mit allen, welche aus dem Evangelium lernen, ein Lernender zu sein, einer, der mit seinem Leben zeigt, dass er nie aufhört, vom Evangelium zu lernen. Der synodale Prozess der Kirche lädt uns ein und fordert uns auf, wirklich Volk Gottes unterwegs zu sein, gemeinsam, geschwisterlich und in Eintracht. Nur als Lernende können wir lehren und wir sind nur glaubwürdige Lehrer, wenn wir nicht aufhören, von den anderen Christen zu lernen - und ich würde sogar zu sagen wagen: vom Guten in jedem Menschen zu lernen.

Es heisst, dass die Apostel ihre evangelische Sendung im Tempel und in den Häusern wahrnahmen. Ein Priester bekommt durch die Weihe die Gnade, das grosse Geschenk, Liturgie zu feiern, die Sakramente zu spenden, sozusagen im Tempel des Herrn in einer spezifischen Art zu wirken. Er ist gleichzeitig dazu berufen, mit anderen Christinnen und Christen in den Häusern, in der Welt, in allen Bereichen und bei allen Begebenheiten der Gesellschaft Evangelium, Eucharistie und Sakrament des Heils zu sein. Da passen sehr gut die Worte des Papstes, dass wir Priester den «Geruch der Schafe» uns zu eigen machen sollten. Wir können nicht einfach im Tempel bleiben, dort allerlei feiern, organisieren und gestalten in der Erwartung, dass die Menschen kommen. Die Dynamik des Evangeliums, die Kraft der Gnade sollte jedes Zuhause, jeden Ort der Welt zum sakralen Boden, in einen Ort Gottes verwandeln. Wie wichtig es ist, dass der Priester eine Empathie entwickelt, die niemanden ausschliesst, die mit allen auskommt, die alle echt in die Liebe einschliesst. Lieber Murezi, zeige als Mönch, dass du die Welt leidenschaftlich liebst. Ein Kloster bedeutet nicht Absonderung, sondern Nähe und Identifikation. Ein Priester ist ein Mann des Gebetes, der Beschaulichkeit, der Kontemplation und der Meditation, sonst bleibt er nur ein Kirchenbeamter. Die Beschaulichkeit, das Kloster sind aber stets Sprungbrett für die Konsekration, für die Verwandlung der Welt. Alle Sorgen und Nöte, Hoffnungen und Freuden der Menschen sind zutiefst auch die unseren.  

In Anbetracht einer so immensen Aufgabe könnten wir ein Ohnmachtsgefühl entwickeln. Wenn wir unsere Hinfälligkeit, unsere Fehler und Schwächen vor Augen haben, könnten wir zum Schluss kommen, nicht auf der Höhe zu sein oder es mit einer Utopie zu tun zu haben. Das Evangelium der wunderbaren Brotvermehrung zeigt uns, wie wir aus diesem Engpass herausfinden. Damals sagte Andreas dem Herrn: «Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele?»

Liebe Schwestern und Brüder, ist es nicht so, dass jede und jeder von uns sein eigenes Leben betrachtend spontan denkt: ich bin dieser kleine Junge, ich habe nicht einmal fünf Gerstenbrote und heute kann ich nicht einmal zeigen, zwei Fische geangelt zu haben? In der heutigen Lage der Kirche und der Welt – auch angesichts des Priester- und Seelsorgendenmangels – könnten wir wirklich sagen: Was ist eine einzige Priesterweihe, die Weihe eines einzigen Menschen für so viele?

Heute, wie damals ist ein einziges das Entscheidende, nämlich: die Apostel haben nach den Anweisungen des Herrn gehandelt. Sie haben nicht nur die eigene Armseligkeit vor Augen gehabt, sondern die Stimme des Herrn wahrgenommen. Sie haben im Dialog und verbunden mit ihm gehandelt. So konnten sie mit der Munifizenz, mit der Allmacht, mit der unendlichen Wirkkraft Gottes rechnen. Die Welt braucht Priester. Warum? Weil die Nöte der Welt Menschen erwarten, die nicht bei der Frage stecken bleiben: was ist das für so viele? Sondern sich restlos an Jesus binden, damit dieser durch sie das zustande bringt, was Menschen allein restlos überfordert. Im selben Atemzug muss ich ergänzen: die Welt braucht Christinnen und Christen, die so denken und handeln, nicht nur Priester. Es wäre grossartig, ein Geschenk für den neuen Priester, wenn wir alle nach Hause gehen würden mit der neugewonnenen Überzeugung, dass das Kleine von uns – vom Herrn verwandelt, in der Nähe des Herrn, im Gebetsgespräch mit ihm – ein Segen für alle wird. Jeder und jede von uns darf denken: Die begrenzten Kräfte eines einzigen Menschen – den Händen des Herrn anvertraut – reichen für die Erlösung der ganzen Menschheit aus.

Bevor ich zum Ende komme, möchte ich noch etwas weiteres betrachten. Wir wollen Gesandte des Herrn sein - wir alle. Wir werden es nur sein können, wenn wir uns so verbunden mit den Menschen fühlen und zeigen, wie Jesus es getan hat. Damals hätte er die hungrigen Menschen Schlange stehen lassen können, damit sie der Reihe nach zu ihm kommen, um zu essen zu bekommen. Er liess aber die 5000 ganz bequem auf dem Gras Platz nehmen und er – mit den Aposteln – ging zu den Leuten, zu den fünftausenden, zu jedem einzelnen, um das Brot und den Fisch zu verteilen. Er bleibt der Diener des Menschen, der Diener seiner Freude, seines Glücks und seines Heils. Er ist der vollkommene Experte in Humanität. Wenn wir – wie er - so handeln, sind wir Christus für die Christen, Christus für die Menschen ohne Ausnahme, sind wir Lernende mit den Lernenden, Volk Gottes unterwegs – und er ist bestimmt mit uns.

Wir verwenden Cookies und Google Analytics, damit wir unsere Internetseite laufend verbessern und Sie bestmöglich mit Informationen versorgen können. Durch die weitere Nutzung der Internetseite erklären Sie sich mit der Verwendung der oben genannten Dienste einverstanden. Weitere Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.