«Spitzentechnik in der Einsamkeit», so heisst es in der «Südostschweiz» zu dem Projekt. Aktuell sind von der Burg Caschlatsch nur noch Mauerreste zu sehen – einige weitere Steine befinden sich in unserem Kloster. Schon bald soll ein luftiges modernes, spektakuläres Holzbauwerk den Ort neu in Szene setzen. Auf einem Grundriss von vier mal vier Metern ist ein acht Meter hoher Turm geplant, erstellt aus über 2500 an einer CNC-Maschine gefrästen Teilen. Innerhalb des Turmes können Besucherinnen und Besucher in einen zweiten Raum hinaufsteigen.
Im Detail geplant und umgesetzt wird das Projekt von 17 internationalen Studentinnen und Studenten der Forschungsabteilung Gramazio Kohler Research des Weiterbildungslehrgangs Digitale Fabrikation im Robotic Fabrication Lab der ETH. Ziel sei, das Beste aus zwei Welten zu vereinen: Präzision von Robotik mit Geschicklichkeit von Handwerk. Federführend dabei ist auch der an der ETH tätige indische Architekt Ananya Kango. Sein Ansprechpartner vor Ort ist der junge einheimische Architekt und ehemalige ETH-Assistent Ursin Huonder (G2001 – M2005).
Entdeckt oder wiederentdeckt wurde der Fels mit den Resten der Festung Caschlatsch, übersetzt «schlechte Burg», um 1900 von Pater Placidus Müller. Er stiess auf dem gleichnamigen Felsvorsprung zwischen den tief eingeschnittenen Tälern von Vorderrhein und Medelserrhein auf zwei grob behauene Gewölbesteine mit Ornamenten, wie er 1902 im «Anzeiger für schweizerische Altertumskunde» berichtete. So schreibt es Jano Felice Pajarola (G1988 – M1994) in der «Südostschweiz» (Ausgabe vom 9. April 2024). So habe Pater Placidus damals Ausgrabungen machen lassen und fand die trapezförmigen Grundmauern eines burgartigen Gebäudes mit Turm, Hof, Gesinde- und Stallräumen sowie eventuell einer Kapelle.
Schriftliche Quellen zu der Ruine gab es schon damals nicht, die Menschen in Mumpé Medel aber kannten sie. Für Pater Placidus stammte die Burg aus dem 13. oder 14. Jahrhundert und stellte eine zum Kloster gehörende Ministerialienburg dar, von der die Route über den Lukmanierpass überwacht werden konnte. Sie ist allerdings schon lange eine Ruine, wie eine Zeichnung des Malers Johann Ludwig Bleuler von 1820 zeigt.
Begleitet wird das Projekt auch von den Archäologen des Kantons, die aber keine Gefahr für die historischen Reste der Burg sehen. Entstehen soll dort ein komplexes Gebilde eines begehbaren Holzturms, dessen Teile in Zürich erstellt und dann vor Ort montiert werden.
Wann der Bau final steht, ist derzeit noch offen. Ursprünglich war ein Termin für Juni oder Juli angekündigt, aktuell sprechen die Macher des Projekts vom Spätsommer.
Fotos: Daniela Kienzler
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