Sehr geehrte Damen und Herren
Ein Gemälde an der Decke unserer Klosterkirche St. Martin zeigt unseren Ordensgründer, den heiligen Benedikt, Abt auf dem Montecassino, gemeinsam mit seiner Schwester, der heiligen Scholastika. Dieses Bild begleitet uns durch das Jahr, ist aber für mich gerade in diesen Tagen ein Bild von besonderer Bedeutung, steht es doch auch dafür, dass Nähe und Vertrautheit mit dem Tod nicht enden.
So heisst es im Buch II der Dialoge, Kapitel 34, zum Tod der Schwester, wie Benedikt in einer Vision «die Seele seiner Schwester, die aus dem Leib geschieden war, in Gestalt einer Taube zum Himmel aufsteigen und in die Vollendung eingehen» sieht. Daraufhin befiehlt er, dass seine Schwester in das gleiche Grab gelegt wird, das er für sich selbst vorbereitet hat. «So traf es sich: Selbst das Grab konnte ihre Leiber nicht trennen, war doch ihr Geist immer in Gott eins gewesen.»
Gerade dieser Schlusssatz beschreibt aus meiner Sicht, was auf dem Deckenbild unserer Kirche dargestellt ist: Die Geschwister in himmlischer Vollendung und im Angesicht Marias und ihres Sohnes, die sie im Himmel empfangen und denen sie als himmlische Fürsprecher die Anliegen der noch auf Erden lebenden Gläubigen darbringen.
Bitten wir den heiligen Benedikt, in diesen Tagen von Allerheiligen und Allerseelen um Fürsprache auch für Sie und uns – und vertrauen wir, dass auch der Tod, so schmerzlich er auch ist, uns im Glaube an Gott nie vollends von einem geliebten Menschen trennen wird. Nähe und Vertrautheit haben Bestand auch über den Tod hinaus.
Gesegnete Grüsse aus dem Kloster Disentis
Abt Vigeli Monn
e-DISENTIS November 2024 als pdf