Anbetungskapelle

«Jerusalem liegt direkt vor unserer Haustür»

Carlo Acutis (3. Mai 1991 bis 12. Oktober 2006)



Die Anbetungskapelle: Ort und Bedeutung

Die Anbetungskapelle des Klosters Disentis befindet sich hinter der letzten Tür rechts, bevor man vom Pfortengang kommend in die Klosterkirche St. Martin tritt. Der Raum diente bereits vor der Renovierung als Immaculata-Kapelle in unterschiedlicher Nutzung. Offiziell war es die Totenkapelle – also der Ort, an dem die verstorbenen Mitbrüder aufgebahrt wurden –, aber auch ein Ort, an dem die Eucharistie in kleineren Gruppen gefeiert wurde. So feierten dort Klassen oder die Bibelgruppe der Klosterschule die Messe oder sie wurde durch die Klostergemeinschaft als Ausweichgebetsort genutzt, etwa während Renovierungsarbeiten.

Auch die neue Gestaltung konzentriert sich auf zwei Aufgaben: Zum einen soll der Raum für die eucharistische Anbetung genutzt werden – daher auch der Name «Anbetungskapelle» –, zum anderen bleibt er als Totenkapelle erhalten.

Der Wunsch nach Anbetung wuchs in den letzten Jahrzehnten bei vielen Laienchristen, besonders bei jungen Menschen. Wo sich jugendliche Christen treffen, z. B. bei Weltjugendtagen, an Adoray-Abenden oder beim Jugendfestival in Medjugorje, ist das Verweilen vor dem Allerheiligsten für sie ein zentraler Moment der Christusbegegnung.

Auf der ganzen Welt wurde die Anbetung zum Ausgangspunkt der Pfarreierneuerung und Neuevangelisierung. Dieser Bewegung möchte sich das Kloster Disentis anschliessen. Die Anbetungskapelle lädt alle Menschen ein und steht auch externen Initiativen zur Verfügung. Die Klostergemeinschaft selbst übernimmt jedoch keine regelmässigen Anbetungsstunden.

Aktueller Hinweis: Die Einrichtung der Anbetungskapelle ist derzeit noch nicht komplett. Daher ist die Kapelle der Öffentlichkeit noch nicht zugänglich. Sie wird voraussichtlich im Winter 2025/2026 geöffnet.

Eucharistische Anbetung


Was ist die eucharistische Anbetung?

Die eucharistische Anbetung ist eine besondere Form des Gebets und der persönlichen Begegnung mit Jesus Christus, der in der Eucharistie gegenwärtig ist. Dabei wird das Allerheiligste Sakrament (die konsekrierte Hostie) in einer Monstranz ausgesetzt, damit die Gläubigen Christus im Gebet ehren und betrachten können.

Diese Gebetsform entspringt dem tiefen Glauben an die Realpräsenz Jesu in der Eucharistie, wie es Jesus selbst gesagt hat: «Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.» (Lk 22,19)

Während der Anbetung kann man in Stille verweilen, persönliche Anliegen vor Gott bringen oder einfach in seiner Gegenwart ruhen. Die Anbetung fördert eine tiefere Beziehung zu Christus, stärkt den Glauben und lädt ein, sich seinen Wünschen und seinem Willen zu öffnen.


Die Geschichte der eucharistischen Anbetung

Im 12. Jahrhundert verbreitete sich diese Gebetspraxis immer mehr in der katholischen Kirche. Der Wunsch, die Eucharistie länger anzubeten als nur während der Elevation (dem Hochhalten der Hostie in der Messe), wuchs stetig. Daher erlaubte man, dass die Eucharistie ausserhalb der Heiligen Messe zur Verehrung und Anbetung ausgesetzt wird.

In einer sogenannten Monstranz wird die konsekrierte Hostie eingesetzt und auf dem Altar ausgesetzt. Viele Kirchen aus der Barockzeit wurden in diesem Gedanken so gestaltet, dass im Hochaltar eine Möglichkeit geschaffen wurde, die Monstranz zu präsentieren oder sie durch einen Mechanismus im Tabernakel für die Anbetung sichtbar zu machen.

Eine der wohl bekanntesten Heiligen, die die eucharistische Anbetung förderte, ist Juliana von Lüttich (1193 – 1258). Sie lebte im heutigen Belgien und war Augustiner-Chorfrau. Aufgrund einer Vision, in der sich Jesus offenbarte und den Wunsch äusserte, dass die Kirche die Eucharistie stärker verehren solle, setzte sie sich ihr Leben lang dafür ein, dass ein offizielles Fest zur Verehrung der Eucharistie eingeführt wird.

Erst nach ihrem Tod wurde im Jahr 1264 das Fronleichnamsfest von Papst Urban IV. eingeführt. Dieses Fest stärkte die eucharistische Anbetung weltweit und führte zur Entwicklung von Gebetszeiten wie der Ewigen Anbetung, bei der Gläubige rund um die Uhr vor dem Allerheiligsten beten.


Die Bedeutung der eucharistischen Anbetung heute

Auch heute noch wird die eucharistische Anbetung von vielen Gläubigen praktiziert – oft in öffentlichen Anbetungskapellen oder während festgelegter Gebetsstunden in der Kirche. Besonders verbreitet ist die sogenannte Ewige Anbetung, bei der Jesus in der Eucharistie 24 Stunden am Tag angebetet wird.

Die Anbetung ist eine Einladung zur persönlichen Begegnung mit Christus. In seiner Gegenwart können Gläubige ...

ihre Sorgen und Bitten vor Gott bringen,

Gott für alles danken, was gut läuft und Freude macht,

in Stille verweilen, um seine Stimme zu hören,

dankbar sein für seine Gegenwart und Liebe.

Jesus lädt jeden ein, Zeit mit ihm zu verbringen: «Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.» (Mt 11,28)

Die eucharistische Anbetung ist daher eine Quelle der Gnade, die den Menschen innerlich verwandelt und ihn näher zu Gott führt.

Univ.-Prof. Dr. Marianne Schlosser: Sinn und Frucht eucharistischer Anbetung

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