1400 Jahre.

Gründung

Der Franke Sigisbert kam im Umfeld der iroschottischen Wandermönche rheinaufwärts und errichtete in der unbewohnten Gegend der Desertina eine Einsiedelei. Der einheimische Räter Placidus unterstützte ihn. Daraus entstand um das Jahr 700 das Kloster Disentis. Der gewaltsame Tod von Placidus wurde als Martyrium verstanden. Das Fest der Disentiser Gründungsheiligen Placidus und Sigisbert ist der 11. Juli. Es wird am vorausgehenden Sonntag gefeiert.

St.Placi – das Fest zu Ehren der Gründerväter des Kloster Disentis.

Frühmittelalter

Das sogenannte Tello-Testament von 765 listet weit verbreitete Güter (Streubesitz) des Klosters Disentis auf. Der Eintrag im Reichenauer Verbrüderungsbuch (Gebetsverbindung der Klöster) nennt rätische, fränkische, alemannische und langobardische Namen. Disentis war also von Anfang an interkulturell. Vermutlich unter Abt Ursicinus wurde das Kloster benediktinisch. Karl der Grosse bezog es in seine Passpolitik ein. Die frühmittelalterliche Klosteranlage – sie wurde vermutlich durch den Sarazenen-Einfall von 940 zerstört – konnte archäologisch gesichert werden.

Feudales Mittelalter

Deutsche Kaiser benützten auf dem Weg nach Italien den Lukmanierpass. Disentis geriet ins politische Interesse. Als Feudalherren waren die Fürstäbte für das Geschehen im Tal verantwortlich. Ab dem 12. Jahrhundert erstarkten die Talschaften und der Einfluss des Klosters begann zu schwinden. Noch spielten die Äbte beim Zusammenschluss der rätischen Dynasten und bündnerischen Gerichtsgemeinden zum Grauen Bund eine wichtige Rolle. 1497 liess sich der Graue Bund als Zugewandter Ort in die Eidgenossenschaft aufnehmen.

Barockzeit

Nach der schwierigen Zeit der Reformation und dem Besuch Kardinal Karl Borromeos 1581 vermochten sich Kloster und Schule neu zu festigen. Die spannungsgeladene Barockzeit litt einerseits unter den Bündner Wirren, unter Hungersnot, Pest und Hexenverfolgung und führte andererseits zur geistigen und religiösen Erneuerung. Ausdruck dafür ist der neue Barockbau mit Kloster und Klosterkirche 1685–1704.

Französische Revolution

Nach der Französischen Revolution geriet Disentis in die Kriegswirren, die 1799 zum Klosterbrand führten. Archiv und Bibliothek wurden zerstört, Kunstschätze als Kriegskontribution eingezogen. Die Abtei verlor ihre veltlinischen Besitzungen und fast die Hälfte des Klostervermögens. Zurück blieben «Schutt und Schulden».

Exponent dieser Zeit war Pater Placidus Spescha (1752–1833) – ein universaler, unbequemer Geist, den die Nachwelt zu einem Mythos erhob.

Säkularisation und Restauration

In der Säkularisation entging Disentis dem Schicksal vieler Abteien – es wurde nie aufgehoben. Zur Restauration von 1880 kam es nach einem Stimmungsumschwung in Volk und Regierung. Mit Hilfe der Schweizerischen Benediktinerkongregation konnte sich Disentis unter Abt Benedikt Prevost (1888–1916) erholen und zu neuer Blüte gelangen.

Gegenwart

Das Bündner Oberland machte im 20. Jahrhundert eine rasante Entwicklung durch: von der bergbäuerlichen Selbstversorgung zur Tourismusregion. Das Kloster der Gegenwart mit Internatsgymnasium und Seelsorge ist ein geistiges und geistliches Zentrum und fühlt sich mit der Bevölkerung der Cadi (von «Casa Dei», der ehemaligen Klosterherrschaft) und der Surselva solidarisch.

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