Das Kapitel im 1138 vom Konstanzer Bischof Ulrich II. gegründeten Eigenkloster war ein gemeinsames Treffen der Vorsteher und Delegierten der Männerklöster mit den Vorsteherinnen und Delegierten der Nonnen- und Schwesternklöster.
Die Schweizer Benediktinerinnen und Benediktiner treffen sich seit dem Jahr 2000 alle drei Jahre zum gemeinsamen Kapitel. Diesmal stand neben den Berichten aus den Klöstern und dem Austausch auch ein wichtiges gemeinsames Vorhaben im Zentrum der Beratungen. Sowohl die Männer-Kongregation als auch die beiden Frauen-Föderationen existieren nur kirchenrechtlich, aber nicht zivilrechtlich als juristische Personen. Dies bedeutet, dass zum Beispiel bei einer Klosterschliessung die Kongregation nicht handlungsfähig wäre, obwohl in deren Satzungen steht: «Die Güter eines aufgehobenen selbständigen Klosters fallen an die Schweizer Benediktinerkongregation.» Eine Arbeitsgruppe wird nun die Statuten für einen zu gründenden zivilrechtlichen Verein ausarbeiten, dem sowohl die Männer- als auch die Frauenklöster angehören sollen. Zudem prüft diese Arbeitsgruppe, welche Anpassungen der Schweizer Satzungen an die weltkirchlichen Vorgaben des Ordensrechts notwendig sind. Erst kürzlich bestimmte Papst Franziskus auf Bitte der Ordenskongregation, dass künftig unter bestimmten Voraussetzungen auch Mönche ohne Priesterweihe zu höheren Ordensoberen, also auch zu Äbten, gewählt werden können.
Dass es in der Schweiz eine Zeit gab, in der Klöster nicht nur wegen Personalmangel und Überalterung schliessen, sondern staatlicher Repression weichen mussten, wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Kapitels doppelt vor Augen geführt. Das Kloster Fischingen wurde 1848 in der Zeit des Kulturkampfs durch den Kanton Thurgau aufgehoben und erst 1977 wiederhergestellt. Die fünfköpfige Gemeinschaft wohnt heute zur Miete in den Klostergebäuden, die dem Verein «Kloster Fischingen» gehören. Im selben Jahr wie Fischingen löste der Kanton auch die Kartause Ittingen auf. Die Teilnehmer besuchten an einem Nachmittag Ittingen, wo vom monastischen Leben nur noch das sehenswerte Kartäusermuseum zeugt. Zugleich interessierten die Äbte und Delegierten auch der Klosterladen und das Bildungshaus auf dem Gelände der ehemaligen Kartause.
Pater Bruno Rieder


