Jahrestreffen der Oblaten: Berufung

Jahrestreffen der Oblaten: Berufung vom 25. Oktober 2015

Zum Jahrestreffen der Oblaten am 24. und 25. Oktober 2015 präsentiert sich Disentis und die Region von der schönsten Seite: strahlend schönes und warmes Herbstwetter – klare Sicht – farbig leuchtende Wälder – verschneite Bergspitzen – einfach herrlich. Von den Tagen im Kloster Disentis berichtet Helene Teresia Benedicta Maissen.

Ebenso strahlend treffen sich rund 25 Oblatinnen und Oblaten auf dem wunderschön gestalteten Vorplatz bei der Klosterpforte. Weiter geht es in den neu erstellten Seminarraum oberhalb des Peter Kaiser Saals. Dieser Raum ist hell und angenehm heimelig, bestimmt extra für das Oblaten-Treffen errichtet!

In der Eröffnungsrunde weiss mancher von einem besonderen Gottesgeschenk seit unserem letzten Treffen zu berichten. Auch stehen Worte der Benediktsregel, die einen am meisten ansprechen, zur Verfügung. Ich wähle den Satz:

Zuerst flehe in inständigem Gebet, er möge alles, was du Gutes zu tun beginnst, zur Vollendung führen. (RB Prolog 4)

Denn im Moment beschäftigt mich die Frage: Werde ich alles schaffen, was ich beginne?

Werde ich den neuen Aufgaben, die auf mich zukommen, gewachsen sein?

Ich frage mich: Genügt mein Beten? Kann ich da nicht noch mehr tun?

Und schon melden sich einige Oblaten und wollen mich mit ihrem Gebet unterstützen. Auch ein besonderes Geschenk.

Antworten, oder noch weitere Fragen, erhalte ich später in der Lectio Divina zum Evangelium Mk 10,46-52.

Die Menschen, die um Jesus standen, sagten zum blinden Bartimäus, als dieser laut rief:
«Hab  nur Mut, steh auf, er ruft dich.»
Ruft Jesus auch mich? Macht er mir Mut? Und gibt es Menschen, die mir Mut machen?
Und Jesus selber fragt Bartimäus: Was soll ich dir tun?

Was soll ich dir tun?

Da werden auch wir angesprochen. Die Jünger Jesu und auch wir sollen uns diese Haltung aus dem Alltag Jesu einprägen. Denn hinschauen, hinhören, innehalten, aufrichten, beistehen, das können auch wir.

Bartimäus schreit in seiner ausweglosen Not zu Jesus. Mit einem tiefen und festen Glauben setzt er seine ganze Hoffnung auf ihn. Egal ob seine Mitmenschen ihn zum Schweigen bringen wollen oder ihm sagen, er habe Wichtigeres zu tun. Bartimäus schreit noch lauter.

Der Evangelist Markus will jedem sagen: Trau Gott ein Wunder zu. Rufe, schreie, weine, lass im Bitten nicht nach – ganz gleich, ob die anderen dich dabei unterstützen oder daran hindern wollen.

Bartimäus darf aufgrund seines Glaubens das Erbarmen Gottes erleben. Er kann wieder sehen. Sieht das Leben mit anderen Augen und folgt Jesu nach. Er kann nicht anders. Ein Vorbild für uns?

Eine Antwort auf die Frage Jesu an uns «Was soll ich dir tun?» könnte lauten: Öffne mir die Augen, dass ich dir folgen kann. (aus der Predigt von Abt Vigeli)

Vita consecrata – geweihtes Leben (1. Impuls von Pater Bruno Rieder)

In der Taufe (Taufweihe) ruft Jesus zur Nachfolge. Er bindet den Menschen an sich. Diese Bindung kann durch nichts gelöst werden.

Ist das nicht herrlich: Durch nichts und niemanden kann diese Bindung gelöst werden. Ich kann mich noch so dumm und unvernünftig anstellen, Gott, Jesus Christus lässt mich nicht los. Er steht zu mir.

Wenn wir eine Kirche betreten oder wenn wir unser Haus verlassen, bekreuzigen wir uns mit Weihwasser, mit geweihtem Wasser. Oft unbewusst! Der Sinn dieses Sich-Bekreuzigen ist die Tauferneuerung. Auch setzen wir unsere Hoffnung darauf, dass Gott uns dadurch beschützt und uns auf all unseren Wegen begleitet.

Ordensleute, geweihte Jungfrauen, Einsiedler führen ein geweihtes Leben. Die Weihe selbst ist ein Geschehen zwischen Gott und Mensch. Gott offenbart sich, macht sich zugänglich und der Mensch darf sich hingeben, muss ja sagen. So kann sich Gott des Menschen annehmen und ihn weihen. Der Mensch legt zu dieser Lebensweihe ein Gelübde ab und gehört ganz Gott an.

Natürlich wird der Mensch vorgängig geprüft und muss sich selber prüfen. Die Bindung ist Selbsthingabe ohne Rückkehr! Auch sollte die Bindung an Besitz, Reichtum, falsche Abhängigkeiten gelöst werden. Es braucht eine ungeteilte Nachfolge. Die Entscheidung der Bindung an Gott in einem Gelübde, dieses Ja, führt zur Freiheit.

Freiheit?

Der Mensch hat die Freiheit Christus nachzufolgen. Wenn er ja sagt und Jesus nachfolgt, zum Beispiel in der Entscheidung ein Gelübde abzulegen, bindet er sich an Gott, und dadurch erhält er wiederum die Freiheit!

Widersprüchlich?

Nein, denn er ist dann frei von Zwängen, frei von Abhängigkeit.

Mein Glück aber ist es, Gott nahe zu sein; bei Gott dem Herrn habe ich meine Zuflucht.

Alle deine Werke will ich verkünden.  Psalm 73,28

Berufung (2. Impuls von Pater Bruno)

Das Geschehen an Bartimäus im heutigen Evangelium ist eine Berufungsgeschichte, denn Bartimäus  folgte Jesus nach.

Immer wieder gibt es kleine Berufungen, die auch uns betreffen. Jeder ist berufen. Gott spricht jeden Einzelnen an.

Die besondere Berufung von einzelnen Menschen geht von Gott aus. Das Grundvertrauen der Gottesliebe muss vorhanden sein.

Suche das Reich Gottes, alles andere wird dir dazugegeben.  (Mt 6,33)

Gottes Wort macht den Anfang. Es ist eine unermessliche, höhere Liebe. Ein Wort, ein Satz kann genügen, es trifft mitten ins Herz. Diese unvergessliche Erfahrung kann ein Leben verändern. Die Beziehung ist ähnlich der Beziehung zu einem Lebensretter.

Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir.  (Gal 2,20)

Mit vielen wunderbaren Eindrücken wurden wir dieses Wochenende beschenkt.
War es das wunderschöne Wetter?
Die Impulse von Pater Bruno?
Die philosophische Auseinandersetzung in der Gruppe über die Freiheit und über die Liebe?
Der Spaziergang und der Besuch der Kapelle Sontga Gada?
Oder das wundervolle Ave Maria, das von Bruder Martin Hieronymi in der Kapelle Sontga Gada gesungen wurde?
Die zeitgebundenen Gebetseinheiten mit der Mönchsgemeinschaft?
Der schöne Gottesdienst mit der interessanten Predigt von Abt Vigeli?
Die Aufnahme von zwei neuen Oblatenkandidaten?
Die sehr gefühlsvolle Oblation von vier neuen Oblaten?
Die Oblationserneuerung der grossen Schar von Oblaten?
Oder einfach das schöne Zusammensein mit der Oblaten-Gruppe und der Klostergemeinschaft?

Herzlichen Dank im Namen aller Oblaten an Abt Vigeli und die Klostergemeinschaft, an Pater Bruno für seine Begleitung und die wertvollen Impulse und an Br. Martin für die unermüdliche Betreuung und gute Organisation unseres Treffens.

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